Karwendel
(2244 m; N47° 25.801' E11° 17.755')
Da Deutschlands
höchster Berg, die Zugspitze, noch knapp auf dem 10. Längengrad
liegt, beginnen wir die Deutschlandreise auf dem Karwendel.
Das Karwendel ist eine Gebirgsgruppe aus verschiedenen Ketten mit
insgesamt 125 einzelnen Gipfeln, die zum größten Teil in Österreich
liegen, der deutsche Anteil des Areals liegt bei etwa 20 %.
Unseren Startpunkt in 2244 m Höhe an der Bergstation der
Karwendelbahn erreicht man gut und einfach von Mittenwald aus (Berg-
und Talfahrt alle 30 Minuten; 27,50 €, Parkplatz 3 €; Stand: 2017).
Obwohl Berg- und Talstation älter wirken, wurde die Bahn erst 1967
eröffnet. Allerdings ging ein jahrelanger Streit verbunden mit Baustopp
voraus. Die ursprünglichen Gondeln wurden vor einigen Jahren durch neue
ersetzt.
Während im Winter die 7 km lange Skiroute Dammkar die Profiherzen
höher schlagen lässt (sie wurde jüngst unter die 5 spektakulärsten
Alpenpisten gewählt), stehen im Sommer fast unbegrenzte Wander- und
Klettermöglichkeiten zur Verfügung.
Neben der Bergstation thront seit einiger Zeit die Bergwelt Karwendel,
ein futuristisches Naturinformationszentrum in der Form eines
gigantischen Fernrohres. Es beherbergt eine Dauerausstellung über das
alpine Ökosystem, die allerdings überschaubar ist. Am spannendsten sind
noch die spektakulären Kletteraufnahmen im Kino am Ende der
Wendeltreppe. Schön natürlich auch der Blick „aus der Linse“
auf das ca. 1300 m tiefer liegende Mittenwald.
Vom Parkplatz
der Talstation sind es nur wenige Minuten zum Zentrum von Mittenwald.
Mittenwald
(920 m; N47° 26.366' E11° 15.689')
Der Markt mit
etwa 7.500 Einwohnern liegt an einer verkehrsgünstigen Route, über die
schon die Römerstraße Via Raetia verlief. So ist es nicht
verwunderlich, wenn als erste Namensgebung das lateinische media
silva festgehalten ist. 1305 wurde dem Ort das Markrecht verliehen.
Der wichtigste Wirtschaftszweig heutzutage ist zweifellos der Tourismus,
es gibt ca. 600 Beherbergungsbetriebe und gut 70 Gaststätten. Das
Ortsbild ist geprägt von niedrigen geduckten Häusern, von denen viele
mit der so genannten Lüflmalerei verziert sind.
Weit über die Grenzen hinaus ist der Ort auch für seinen Geigenbau
berühmt geworden. Interessierte können sich im Geigenbaumuseum weitere
Informationen einholen. Auch das kulturelle Brauchtum wird seit jeher
hochgehalten.
Wir verlassen
den Ort nach Norden und biegen am Ortsende auf die St2542 Richtung
Schmalensee ab. In Klais befindet sich mit 933 m der höchste
Bahnhof Deutschlands. Über die Gleise erreichen wir die Bundesstraße 2,
der wir Richtung Garmisch-Partenkirchen folgen.
Garmisch-Partenkirchen
(710 m; N47° 29.630' E11° 06.355')
Der Markt mit
seinen knapp 27.000 Einwohnern liegt am Fuße der Alpen am Zusammenfluss
von Loisach und Partnach, wobei der Kochelberg und
der Hausberg die nächsten Erhebungen sind.
Seine Anfänge nahm der Ort unter dem Namen Partanum auf einem
ehemaligen römischen Handelsweg. Aber erst 800 Jahre später wurde er zum
ersten Mal als Siedlung urkundlich erwähnt. Im Mittelalter prosperierte
Partenkirchen durch die Geschäftsbeziehungen der Fugger und Welser nach
Italien als Zwischenstopp auf dem Weg dorthin, bis der Dreißigjährige
Krieg den Aufschwung stoppte.
1935 wurden die bis dato selbständigen Gemeinden Garmisch und
Partenkirchen in Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 1936 mehr
oder weniger zwangsweise zu dem heutigen Doppelort zusammengeführt. Seit
der gleichen Zeit ist Garmisch-Partenkirchen auch eine wichtige
Garnisonsstadt.
Unmittelbar nach der Fertigstellung der Eisenbahnverbindung nach München
Ende des vorletzten Jahrhunderts wurde die Stadt zu einem beliebten
und begehrten Fremdenverkehrsort, in dem zahllose Prominente wie Max
Beckmann, Richard Strauss, Karl Tucholsky, Erich Kästner, Heinrich Mann,
um nur einige zu nennen, logierten oder sich ganz niederließen. Auch die
Größen der NS-Zeit genossen das Alpenpanorama hier während ihrer
Sommerfrische.
Heutzutage spielt der Markt als Austragungsort für
Wintersportereignisse eine wichtige Rolle. So ist Garmisch
Veranstaltungsort des Arlberg-Kandahar-Rennen, 2011 fand hier die
Alpine Skiweltmeisterschaft statt und auf der großen Olympiaschanze
finden bedeutende Skisprungevents statt.
Doch neuerdings gibt
es auch Widerstand gegen eine allzu ausufernde Kommerzialisierung im
Sportbereich: Sowohl die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018
als auch die für 2022 scheiterten am Votum der Bürger. Wenn man der
Sache etwas nachgeht, versteht man auch warum: Mit der neuen Skischanze,
die nur einmal im Jahr Verwendung findet, hat sich die Stadt hoch
verschuldet. Auch die Bergbahnen arbeiten angeblich nicht kostendeckend.
So sollen sich z. B. im Jahr 2012 die Schulden der Stadt auf 90 Mio.
EURO angehäuft haben. Um diese abzubauen, hat Garmisch zu einem
auch anderswo häufig angewandten, aber nicht minder bedenklichen
"Rettungs-Schritt" gegriffen, nämlich dem massenhaften Verkauf von
Sozialwohnungen. Diese, nun in privater Hand, können sich viele
Einheimische nicht mehr leisten, so dass die auf den ersten Blick
"fitte" Stadt durchaus mit Armutsproblemen zu kämpfen hat.
Mögliche
Sehenswürdigkeiten:
·
Zentrum
Ludwigstraße im Stadtteil Partenkirchen
·
Pfarrkirche
St. Martin
·
Olympiastadion mit Sprungschanze
NS-Ästhetik trifft Moderne
·
Partnachklamm
Man parkt zwangsweise auf dem Großparkplatz vor dem Olympiastadion.
Tagesticket: 2,50 €.
Von dort führt ein etwa 1/2-stündiger Fußweg bis zum Anfang der
Schlucht. Geöffnet 8.00 - 18.00 Uhr, Eintritt 5 €. (2017). Der Weg
durch die spektakuläre Schlucht dauert ebenfalls ca. eine halbe
Stunde.
·
Zugspitze
Wir
verlassen den Ort auf der B2. Der folgende Ort Farchant
wird seit dem Jahr 2000 durch einen 2,4 km langen Tunnel umfahren.
Wenig später
ist Oberau erreicht. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts hielten
sich einige bedeutende Künstler hier auf, z. B. Wassily Kandinski, der
den Ort mit dem Bild Herbststudie bei Oberau ehrte. Wichtigste
Sehenswürdigkeit ist das Krippenmuseum. Die viel befahrene B2
durchschneidet den Ort, und seit langem wünschen sich die
verkehrsgeplagten Bürger eine ähnliche Umfahrung oder Tunnellösung wie
im Nachbarort. Nun ist Rettung in Sicht! Seit 2017 laufen auf beiden
Ortsseiten die Tunnelarbeiten.
Inmitten des Ortes biegt die B23 nun Richtung Oberammergau ab,
der man zum Ettaler Sattel hinauf folgt.
Ettal
(870 m; N47° 34.150' E11° 05.520')
Einzige, dafür
aber bedeutendste Sehenswürdigkeit des kleinen Ortes (800 E:) ist das
gleichnamige Kloster.
1330 von Ludwig dem Bayern gegründet, wurde es 40 Jahre später vollendet
und eingeweiht. Neben der rein religiösen Ausrichtung nimmt man an, dass
das Bauwerk auch als eine Art Sicherungsposten auf dem Weg von Augsburg
nach Italien sein sollte.
Zentrum war die zunächst im gotischen Stil erbaute 12-eckige
Klosterkirche.
Die erste Zeit führt die Abtei im Gegensatz zu anderen Klöstern in
Bayern eher ein Schattendasein, erst ab dem 18. Jh. wuchs durch
Wallfahrten die Bedeutung von Ettal.
1744 brannten Kirche und Kloster weitgehend nieder und wurden in der
Folge im barocken Stil wiederaufgebaut, wovon die prachtvollen
Seitenaltäre, Deckenmalereien und die Orgel zeugen. Die die Kirche heute
umrahmenden Klostergebäude entsprechen nicht dem ursprünglichen
Gebäudekomplex, sondern stammen meist aus dem 20. Jh.
Bedeutendste Reliquie ist die Ettaler Madonna, ein aus Pisa
mitgebrachtes Marienbild.
Von 1803 an war wegen der Säkularisierung der Klosterbetrieb fast 100
Jahre unterbrochen.
Zu der Anlage zählen heute ein Gymnasium mit Internat, ein Hotel, eine Brauerei,
Gasthöfe und verschiedene landwirtschaftliche Betriebe. Im viel
besuchten Klosterladen widmet man sich vorwiegend weltlichen Genüssen.
Weiter auf der
B23. Gut 500 m später zweigt die ST2060 Richtung Linderhof ab,
doch das Märchenschloss von Ludwig II. liegt bereits wieder auf dem 10.
Längengrad, so dass es hier keine Beachtung findet.
Oberammergau
(840 m; N47° 35.911' E11° 03.864')
Weit über die
Grenzen hinaus ist der Ort für seine Passionsspiele bekannt, die alle 10
Jahre zur Aufführung kommen (nächster Termin: 2020). Beim letzten Mal
besuchten über eine halbe Million Zuschauer die über 100 Vorstellungen.
Der Ursprung geht in das Jahr 1634 zurück, als man mit dem Gelöbnis,
regelmäßig solche Spiele abzuhalten, versuchte, die um sich greifende
Pest einzudämmen. Der Überlieferung nach soll danach niemand mehr
erkrankt sein. Die ersten Aufführungen fanden noch auf einem Friedhof
statt. Nachdem dies verboten wurde, benutzte man andere Möglichkeiten,
angefangen von einem einfachen Holzgerüst bis zur heutigen
Aufführungsstätte, die auch von weitem aus dem Ortsbild herausragt. In
der bisher 383-jährigen Geschichte war der Spielplan nur dreimal
unterbrochen.
Immer wieder gibt es heftige Diskussionen über den Text der Aufführung,
der vielen zu judenfeindlich ist.
Heutzutage wird die Spielstätte auch bisweilen auch für andere
Veranstaltungen genutzt.
Daneben ist der Ort mit gut 5200 Einwohnern für seine „Lüftlmalerei“
(über die Herkunft der Bezeichnung gibt es verschiedene Deutungen)
bekannt, d.h. für die farbige Ausgestaltung der Häuserfronten, oft mit
religiösen Motiven. Eine ebenso wichtige Bedeutung erlangt Oberammergau
durch seine Holzschnitzkunst. Oberammergau ist in viel besuchtes
Touristenziel, woran auch die Tatsache nichts ändert, dass dieser Ort
angeblich die drittstärksten Niederschläge der BRD verzeichnet.
Sehenswürdigkeiten:
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Passionstheater
Führungen um 14.00 Uhr (täglich außer montags, samstags 13.00 Uhr).
Außerhalb dieser Zeiten lohnt eine gut aufgemachte und sehr
informative Ausstellung im Foyer (3,50 €), einen eindrucksvollen
Film über die Geschichte der Spiele sollten man ebenfalls nicht
versäumen. Vielleicht kann man auch einen kurzen Blick in das
Theater werfen.
·
Pfarrkirche
·
Pilatushaus
täglich (außer Mo.) ab 13.00 Uhr Handwerker-Vorführungen
·
Kreuzigungsgruppe
Das Denkmal liegt etwas abseits auf einem Hügel am Ende der
König-Ludwig-Straße. Es wurde 1875 gestiftet von Ludwig II. als Dank
für das großartige Erlebnis während einer Privatvorstellung des
Passionsspiels. Es gilt als als das damals größtes
Steindenkmal der Welt.
·
Holzschnitzschule
Knapp 5 km
später erreicht man Unterammergau, ab 1280 urkundlich erwähnt.
Durch große Brände im 18. und 19. Jh. wurden weite Bereiche des Ortes
vernichtet. Im Anschluss daran wurde das Ensemble Hinterdorf
entlang von vier Parallelstraßen, von denen die
Pürschlingstraße die eindrucksvollste ist, wiederaufgebaut. Obwohl
jedes Anwesen individuell gestaltet ist, ist das Konzept einer
einheitlichen Bebauung wunderbar gelungen.
300 Jahre lang war die Wetzsteingewinnung der
wichtigste Wirtschaftsfaktor und bildete die Grundlage für den
Wohlstand. Zur Hochzeit gab es über 50 Steinbrüche, aus deren gewonnenem
Material hunderttausende von Wetzsteinen hergestellt wurden. Die
Erfindung synthetische hergestellter Wetzsteine beendete diese
wirtschaftliche Entwicklung. Heute kann man im Bereich der
Schleifmühlenklamm (erreichbar am Ende des Liftwegs, hier
großer Parkplatz) noch Überreste der Verarbeitungsstätten finden. Etwa
10. Minuten den Klammweg hinauf befindet sich eine kleine Werkstatt, in
der es jeden 2. Samstag im Monat Vorführungen gibt.
Ebenso wie im Nachbarort sind auch in Unterammergau viele Lüftlmalereien
zu besichtigen.
Auf dem
weiteren Weg umrunden wir die Berggruppe Hörnle, ein beliebtes
Ausflugsziel. In Saulgrub verlässt man die B23 und folgt nun der
St2062 ostwärts.
Murnau am Staffelsee
(690 m; N47° 40.889' E11° 12.114')
Die erste
Besiedlung der Gegend erfolgte wohl bereits in vorchristlicher Zeit,
später führte die Via Raetsia vorbei, eine Römerstraße, die
Augsburg über den Brenner mit Italien verband. Der Ort Murnau selber
wird 1150 erstmals urkundlich erwähnt.
Mitte des 19. Jh. wurde der Ort durch einen verheerenden Stadtbrand
weitgehend zerstört. Zu Beginn des letzten Jh. wählte das Künstlerpaar
Gabriele Münter und Wassily Kandinsky den Ort als Ihre neue Heimat und
bezog das Münterhaus. Die in der Folgezeit entstandenen Werke
kennzeichneten einen wichtigen Schritt in der stilistischen Entwicklung
der Malerei und machten Murnau international bekannt. Das bekannte Bild
Murnau mit Kirche ist im Münchner Lenbachhaus zu
besichtigen. Daneben gibt es unzählige weitere Ortsansichten aus dem
Beginn des letzten Jh. Heute findet man an vielen Stellen des Städtchens
auf Tafeln Kopien der Gemälde, so dass man sie mit dem aktuellen
Stadtbild vergleichen kann.
Von 1923 bis 1933 lebt auch der Schriftsteller Ödön von Horvath hier.
Seit den 1930-Jahren ist Murnau eine Garnisonsstadt. Einen anderen
Gebäudekomplex wird man nach Möglichkeit meiden: die im Südosten
gelegene Berufsgenossenschaftliche Klinik ist die wichtigste
Unfallklinik der Umgebung.
Wichtigste Sehenswürdigkeit ist der denkmalgeschützte Unter- und
Obermarkt mit der Mariensäule. Darüber hinaus bieten sich an:
·
Pfarrkirche
St. Nikolaus
·
Schloss
Murnau (Museum)
·
Rathaus
(zurzeit Komplettrenovierung)
·
Münterhaus
Besichtigung 14.00 - 17.00 Uhr
·
Ludwig
II.-Denkmal
Der nahe
Staffelsee ist ca. 8 km² groß und entstand in der Würmeiszeit.
Das Ungewöhnliche sind seine vielen Inseln (7 Stück).
Man
verlässt den Ort zunächst auf der B2 (Weilheimer Straße), biegt dann
aber am nördlichen Ortsrand auf die St2038 ab. Es werden Hofheim,
Habach und Antdorf passiert, bis man Iffeldorf
erreicht.
In dem Ort finden die Iffeldorfer Meisterkonzerte statt, die
bayernweit Beachtung finden. Religiöses Zentrum bildet die barocke St.
Vitus Kirche. Seit 2012 findet – nach 100-jähriger Pause – jährlich auch
wieder der bekannte Leonardiritt statt.
Wenig
später stößt man auf die ST2963, der man nordwärts folgt.
Auf dem Weg
nach Seeshaupt passiert man linker Hand die Osterseen,
eine Gruppe von Gewässern, die aus 20 größeren Einzelseen und einer
Vielzahl unbenannter kleinerer Seen gebildet wird. Seit 1981 sind die
Osterseen Teil eines Naturschutzgebietes und eines der beliebtesten
Ausflugsziel Südbayerns.
Wie die meisten Seen im Alpenvorland sind sie während der letzten
Eiszeit entstanden, der heutige Wassernachschub wird durch Grundwasser
und Quelltöpfe gewährleistet, wobei die mittlere Tiefe bei nur etwa 9 m
liegt.
Seeshaupt
(600 m; N47° 49.512' E11° 18.072')
Wie der Name
andeutet, liegt der Ort am Ende (Haupt) eines Sees, in dem Fall des
Starnberger Sees.
Das bereits 740 urkundlich erwähnte Städtchen hat heute etwa 3200
Einwohner, die vielfach vom Tourismus leben.
Am 30. April 1945 stoppten hier die US-Truppen einen Zug und befreiten
die darin eingepferchten 2000 Häftlinge aus einem Dachauer
Konzentrationslager. 50 Jahre später wurde ein - leider etwas wenig
aussagekräftiges - Mahnmal in der
Bahnhofsstraße errichtet (etwa bei Hs. Nr. 33). Dort findet seitdem an diesem Datum eine
jährliche Gedenkfeier statt.
Wir verlassen
den Ort zunächst auf der Weilheimer Straße, um dann am westlichen
Ortsende auf die St 2063 abzubiegen.
Bernried am Starnberger See
(600 m; N47° 52.066' E11° 17.575')
Der kleine Ort
mit etwas mehr als 2.000 Einwohnern ist seit 2001 in erster Linie wegen
des 1 km nördlich gelegenen Buchheim-Museums der Phantasie weit über
die Grenzen hinaus bekannt geworden. Auf 4.000 m² Ausstellungsfläche
enthält es eigene Werke von Buchheim und eine große Sammlung bekannter
Expressionisten. Das einem Schiff nachempfundene Gebäude besticht durch
seine Lage am See, wobei sich Buchheim eigentlich einen anderen Standort
gewünscht hätte. Im angrenzenden Park finden sich weitere Kunstobjekte.
Im Ort selber finden das Schloss Bernried (heute Kloster), der
Bernrieder Park mit seinem uralten Baumbestand und das Schloss
Höhenried das Interesse der Besucher.
Weiter
geht es durch Tutzing (hier das Schloss Tutzing, erbaut
Mitte des 17. Jh., heute beherbergt es die Evangelische Akademie) nach
Garatshausen. Hier biegt man Richtung Traubing ab. Danach
folgt man der St2067 Richtung Erling und dort dem Hinweis nach
Kloster Andechs.
Kloster Andechs
(700 m, N47° 58.403' E11° 11.109')
Die
Hauptattraktion der Gemeinde Andechs ist das weithin bekannte
Benediktinerkloster, das auch als zweitwichtigster Wallfahrtsort Bayerns
gilt.
Auf dem markanten Hügel entstand bereits in der ersten Hälfte des 12.
Jh. eine Höhenburg, die jedoch zu Beginn des 13. Jh. wieder zerstört
wurde.
In der Folgezeit entstanden verschiedene Bauten, unter anderem eine
spätgotische Kirche, doch erst 1455 wurde durch Herzog Albrecht III. von
Bayern das Ensemble zu einem Benediktinerkloster umgewandelt und mit
notwendigen Klausurbauten erweitert.
1669 wurden das Kloster und die Kirche durch einen Brand nach
Blitzschlag weitgehend zerstört, aber bereits 5 Jahre später war der
Wiederaufbau abgeschlossen, wobei einige bauliche Veränderungen
vorgenommen wurden.
Zum 300-jährigen Jubiläum der Kirche erhielt diese ihre heutige
Rokokoausstattung. Aufgrund der Säkularisation in Bayern zu Beginn des
19. Jh. war der Klosterbetrieb fast 50 Jahre lang unterbrochen, bis die
Anlage in den Besitz von König Ludwig I. kam und wieder die Funktion als
Benediktinerkloster aufnahm.
Durch einen Brand im Jahr 1964 wurde Teile des Klosters erneut stark
beschädigt.
Neben der religiösen Ausrichtung ist das Kloster Andechs heute auch ein
bedeutender Wirtschaftsbetrieb, wovon die Klosterbrauerei den größten
Anteil hat und die Gastbetriebe Heerscharen von Touristen und
Einheimischen anziehen.
Zurück
nach Erling und weiter auf der Starnberger Straße
ostwärts, vorbei an Landstetten, Perchting und Söcking.
Starnberg
(590 m; N47° 59.801' E11° 20.290')
Der Ort mit
23.000 Einwohnern liegt am Nordende des Starnberger Sees, der
seinen heutigen Namen aber erst seit 1962 trägt (früher Würmsee,
da der gleichnamige Fluss den einzigen Abfluss des Sees darstellt).
Der Name taucht Mitte des 13. Jh. zum ersten Mal auf im Zusammenhang mit
einer gleichnamigen Burg. Auch wenn als Namensgeber vermutlich ein
Ritter dient, würde auch die geografische Lage passen, schließlich liegt
Starnberg am Fuße einer Endmoräne aus der letzten Eiszeit.
200 Jahre später wurde die Burg als Verteidigungsanlage nicht mehr
gebraucht und diente fortan als Sommerresidenz für die Münchner
Hofgesellschaft, wobei die Örtlichkeit mit der Zeit zu einem
prachtvollen Jagd- und Lustschloss mit entsprechenden Gartenanlagen
erweitert wurde. Dann aber verlagerten sich die Festivitäten auf andere
Schlösser und als während des 30-jährigen Krieges große Teile zerstört
und nur teilweise wiederaufgebaut wurden, verlor das Schloss endgültig
seine Bedeutung. Heute beherbergt es das Finanzamt. Die steile Auffahrt
über die Schlossbergstraße ist leicht zu übersehen, oben
schlechte Parkmöglichkeiten.
Der Beginn des 19. Jh. stellt den Startschuss für die Entwicklung zum
Touristenort dar. Zuerst siedelten sich reiche Familien rund um den
Starnberger See an, was bis heute die Diskussion befeuert, in wie weit
sich die Privatgrundstücke direkt am Strand mit der Bayerischen
Verfassung vertragen, die einen freien Zugang für Jedermann zu allen
Gewässern vorsieht.
Starnbergs Lage in damals noch weitgehend unberührter Natur direkt an
einem herrlichen Voralpensee erweckte bald Begehrlichkeiten, die
Situation auch wirtschaftlich zu nutzen. So gelang es einem Baurat
namens Himbsel nach einigen Mühen und Überredungsküsten, die Erlaubnis
für den Betrieb der Dampfschifffahrt auf dem See zu erlangen. Da die
Ausflügler aus München allerdings noch mühsam mit Kutschen durch
den Forstenrieder Park anreisen mussten, ließ Himbsel, und zwar
auf seine eigenen Kosten, die Bahnlinie München – Starnberg ausbauen,
die 1854 eröffnet wurde. Um den Gästen lange Fußwege zu ersparen, sorgte
es dafür, dass der Bahnhof möglichst nahe an der Schiffsanlegestelle
errichtet wurde. Eine damals sicher clevere Idee, aus heutiger Sicht
jedoch eine Katastrophe, da der Bahndamm den Ort dauerhaft vom See
trennt.
Durch die Bahnlinie entwickelt sich nicht nur der Ausflugsverkehr,
sondern immer mehr Künstler, Kaufleute und andere Wohlhabende ließen
sich im Ort dauerhaft nieder. Es entstand ein so rasanter Bauboom, dass
sich kein verträgliches städtebauliches Konzept entwickeln konnte.
Nur der erste Weltkrieg sorgte für kurze Zeit für eine Stagnation in der
Entwicklung.
Weiter
ein kurzes Stück auf der Münchner Straße, doch im Sinne dieser Reise
meiden wir die folgende Autobahn nach München und biegen nach der
Bahnunterführung in die Gautinger Straße (ST2063) ein.
Wir folgen nun der Würm durch das gleichnamige malerische Tal.
Das Flüsschen beginnt offiziell als Ausfluss des Starnberger Sees, es
gibt aber auch Vermutungen, ob nicht Wasserläufe am südlichen Ende des
Sees als Altwürm gelten könnten.
Die Würm hat auch der letzten Eiszeit ihren Namen gegeben, die vor ca.
10.000 Jahren ihr Ende fand. Durch die Endmoräne blockiert, musste sich
der Fluss bis zu 50 m tief durch das Gestein arbeiten.
Über
Gauting und Neuried erreicht man schließlich die Stadtgrenze
von München, man passiert Forstenried (hier wohnt der Autor
dieser Zeilen) und dann den Nobelstadtteil Solln. Am Isarhochufer
geht es schließlich Richtung Stadtmitte.
München
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